Cannabis ist weit mehr als nur THC oder CBD. In der Pflanze steckt ein komplexes Zusammenspiel hunderter Wirkstoffe – insbesondere Cannabinoide und Terpene. Gemeinsam bilden sie den sogenannten Entourage-Effekt, der erklärt, warum natürliche Cannabiserlebnisse sich oft ganz anders anfühlen als isolierte Wirkstoffe. Doch was bedeutet das genau?
Was ist der Entourage-Effekt?
Der Begriff „Entourage-Effekt“ beschreibt die Synergie zwischen verschiedenen Cannabinoiden und Terpenen. Diese Stoffe verstärken oder modulieren gegenseitig ihre Wirkung.
Erstmals wurde dieses Konzept 1998 von den Forschern Raphael Mechoulam und Shimon Ben-Shabat vorgestellt. Sie entdeckten, dass isoliertes THC oder CBD nicht die gleiche Wirkung hat wie die gesamte Pflanze – weil andere Moleküle die Aufnahme und Bindung im Körper beeinflussen.
Beispiel:
Myrcen (ein Terpen) kann die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke erhöhen → stärkere Wirkung von THC oder THCA.
Caryophyllen bindet an CB2-Rezeptoren → unterstützt die entzündungshemmenden Effekte.
Limonen hellt die Stimmung auf und verstärkt aktivierende Cannabinoide.
Terpene: Die Aromastoffe mit Wirkung
Terpene bestimmen nicht nur den Geruch und Geschmack von Cannabis, sondern tragen aktiv zur Wirkung bei.
Bekannte Beispiele sind:
Myrcen: erdiger Duft, entspannend und beruhigend.
Limonen: zitrisch, stimmungsaufhellend, energetisierend.
Linalool: blumig, angstlösend, hilft beim Schlaf.
Pinene: frisch, konzentrationsfördernd, belebend.
Diese Moleküle interagieren mit Cannabinoiden wie THCA, THC, CBD oder CBG und formen so ein individuelles Wirkprofil – der Grund, warum jede Sorte anders wirkt.
Cannabinoide im Zusammenspiel
Während THCA die nicht-psychoaktive Vorstufe von THC ist, entfaltet CBD eher ausgleichende Effekte.
Im Zusammenspiel ergibt sich:
THCA + Terpene (Myrcen, Linalool): körperlich entspannend, weniger “high”-Gefühl.
THCA + Limonen + Pinene: klar, energetisch, kreativ.
CBD + Caryophyllen: beruhigend und entzündungshemmend.
Diese Feinabstimmung ist der Schlüssel, warum Vollspektrum-Produkte natürlicher und ausgewogener wirken.
Der Entourage-Effekt bei modernen Produkten
Der Effekt zeigt sich besonders deutlich in neuen Produktformen wie:
THCA-Vapes: kontrollierte Temperatur → Terpene bleiben erhalten, Wirkung harmonisch.
THCA-Blüten: natürliche Balance zwischen Cannabinoiden & Terpenen.
THCA-Hash: konzentriert, aber mit vollständigem Terpenprofil.
Diese Produkte bieten ein sensorisches Erlebnis, das wissenschaftlich als „ensemble effect“ beschrieben wird – das Zusammenspiel aller Komponenten.
Wissenschaft und Forschung
Neuere Studien bestätigen: Cannabis-Extrakte mit vollem Terpenprofil zeigen stärkere und konsistentere Wirkungen als isolierte Substanzen.
Beispiel: Eine 2019er-Studie im Frontiers in Neurology fand heraus, dass Vollspektrum-CBD-Extrakte in geringerer Dosis dieselben Effekte erzielen wie reines CBD in höherer Konzentration – ein klassischer Entourage-Effekt.
Warum der Entourage-Effekt wichtig ist
Der Entourage-Effekt verdeutlicht, dass Cannabinoide nicht isoliert betrachtet werden sollten.
Für Konsumenten bedeutet das:
Besseres Verständnis der Sortenwahl (Indica, Sativa, Hybrid).
Höhere Wirkungskontrolle durch Terpenprofile.
Natürlichere und angenehmere Erfahrungen.
Für Hersteller ist er die Basis für innovative Vollspektrum-Produkte, die den gesamten chemischen Reichtum der Pflanze nutzen.